Es war irgendwann im Herbst 2003. Ich erzählte einem Physik-Lehrer unserer
Schule, dass ich zur Zeit an einem Projekt arbeite, dass es ermöglicht mit dem
Handy seine Position zu bestimmen. Auf meinem Pocket-PC lief eine
Vorabversion des Programms bereits erfolgreich, dass mir die Position des
Sendemastes als geografische Längen- und Breitengradangabe anzeigen konnte.
Herrn Becker-Andermahr erschien dies ein interessantes Projekt zu sein, das ich unbedingt weiterführen solle.
Seine Antwort war sinngemäß: "Hör mal Florian, wie wär's, wenn wir dein Vorhaben im Rahmen des
Jugend forscht-Wettbewerbs anmelden. - Da hättest du und die Schule etwas
davon!" Ich stimmte zu ...
Nun galt es, einen aussagekräftigen Projekttitel zu finden.
Nach intensivem Erklären des Projekts gegenüber meinem Vater - er verstand das Projekt
anfangs überhaupt nicht, hatte er doch mit Handys nichts am Hut - wurde der Projekttitel
geboren: "Lokale Ortung durch komplementäre Handy-Nutzung".
Die Projektanmeldung erfolgte dann für die Kategorie Mathematik/Informatik
im November 2003.
Ich trieb anschließend das Projekt voran, indem ich modularweise das begonnene Programm
erweiterte
und testete, soweit es die Freizeit zuließ. Wegen Klausurvorbereitungen war der
Fortschritt der Projektarbeit "natürlichen" Schwankungen unterworfen.
Aber letztendlich
wurde mein Projektziel erreicht und das Gesamtprogramm erfolgreich erprobt. Die
Sendemastenstandorte (und später durch die Datenbankfunktion auch die
Senderichtungen) wurden erfasst, entschlüsselt und korrekt kartografisch
dargestellt. Das war für mich schon ein wichtiges Erfolgserlebnis , welches ich dann auch Herrn Becker-Andermahr mit gewissem Stolz auf meinem
Pocket-PC vorführte. Denn selten hatte ich zuvor ein Projekt so konsequent
durchgezogen. Ich dachte bislang,
dass meine Projekte nicht spektakulär genug seien und deshalb kaum auf Interesse
stoßen würden. Möglicherweise waren die Themen auch schon vielfach und
umfassend genug von anderen aufgegriffen und dargestellt worden.
So Mitte Dezember 2003 traf dann auch die Teilnahmebestätigung zum Jugend forscht-Wettbewerb 2004 ein mit der Aufforderung, die Projektarbeit schriftlich mit
bis zu 15 Seiten darzustellen und bis zum 10.Januar (4 Wochen später!) fristgerecht
einzureichen.
Patenfirma sei die Thyssen-Krupp Stahl AG in Duisburg, wo das Projekt am 4.3.2004
präsentiert werden soll. Eine Zeichnung mit den Maßen des Präsentationsstandes war
beigefügt.
Da war erst einmal Durchatmen angesagt. Das Schreiben war doch sehr formal abgefasst und
es wurde auch gleich mitgeteilt, dass bei Überschreiten der Frist und Nichtverwenden der
festgelegten Vordrucke die Arbeit (in zwei Ausfertigungen abzugeben!) abgelehnt
würde. Außerdem
wurde noch eine einseitige Ausfertigung für die Presse erwartet.
Durch Einloggen bei www.jugend-forscht.de
erfuhr ich, dass die Form der schriftlichen Arbeit der Projekte der der Facharbeit
entsprach, die ich ja schon in Klasse 12 zum Thema "Die
Halbleiterlaserdiode - ihre physikalisch-elektrischen Eigenschaften"
anzuwenden hatte.
Lag bislang der Schwerpunkt meiner Projektarbeit auf der Programmerstellung,
galt es nun, den fachlichen Hintergrund der einzelnen Module und die
Struktur des Gesamtprojekts darzustellen.
Über die Weihnachtsferienzeit war somit Stress angesagt und so manche Nacht wurde lang,
sehr lang ...
Spaß war das nicht immer. Der Termindruck war ständig spürbar, vor allem wo
ich doch immer noch nicht ganz zufrieden mit dem Programm und deshalb noch
bestrebt war, es weiter zu optimieren. Letztendlich führte dies dazu, dass ich noch zwei
Wochen vor der Präsentation eine völlig neue Funktion implementierte, nämlich
die der Senderichtungserfassung.
Mein Vater hat bei der
Erstellung der Grafiken mächtig geholfen und mich ständig in dieser Phase motiviert.
Das
Projekt sollte ja gelingen. Nur nicht kurz vor Fristende schlappmachen ...
Wie der Leser sieht, hat es ja geklappt und die Arbeit kann sich sehen lassen
(siehe unten rechter Pfeil).
Darauf bin
ich auch ein wenig Stolz. Sie übersteigt das Maß des Arbeitsaufwands aufgrund
der Komplexität dieses Themas das meiner Facharbeit der Klasse 12 des Gymnasiums bei weitem.
Die bei der Thyssen Krupp Stahl AG fristgemäß zum 10.1.2004 abgegebenen 2
Ausfertigungen wurden nun an die Fachjuroren weitergeleitet, die die Arbeit noch
vor der Präsentation lesen und eigene Recherchen dazu machen konnten.
Danach waren erst wieder einige Klausuren fällig (Halbjahreszeugnisse standen an) und das
Schwergewicht lag wieder auf schulischer Seite.
Der Februar bot mir - nach dem Abschicken der Facharbeit - Zeit zum Durchatmen.
Aber mein Vater drängte schon wieder, die Präsentation in den Blick zu nehmen. Es
musste überlegt werden, wie der Präsenta-tionsstand auszustatten war, u.a. welche
Grafiken es aus der Arbeit zu vergrößern galt und wie die Hardware zu
positionieren sei.
Ich ließ zwei DIN A2-Grafiken anfertigen (12 € pro Stück!), die anderen
DIN A4-Grafiken konnte ich ja selber ausdrucken.
Die Hardware sollte auf einem Tisch vor dem
Stand durch Klettklebebänder positioniert werden. Den Bildschirm des
Pocket-PC's ließ ich auf einem Laptop vergrößert darstellen,
wozu ich die Geräte per Netzwerkkabel verbinden musste.
Außerdem präsentierte ich auf dem Laptop eine erste Vorabversion
der PC-Variante des Programms.
Am 4.3.2004 trafen wir um 7.30 Uhr bei der Patenfirma in Duisburg ein und wurden dort zu
unserem von ihr bereitgestellten Stand geführt.
Nun hieß es, die vorbereiteten Grafiken richtig zu platzieren, die Geräte wie geplant
aufzubauen und ihre Funktionsbereitschaft sicherzustellen. Man sah, dass auch bei meinen
Mitstreitern viele Eltern mit Hand anlegten.
Ab 8.45 Uhr wurden dann die Eltern (und z. T. auch Beratungslehrer) gebeten, der Jury das Feld
freizugeben.
Die Präsentationsphase vor der Jury begann um 9.00 Uhr. Jeder Mitbewerber hatte etwa
15-20 Minuten Zeit, sein Projekt darzustellen und Fragen der Jury-Mitglieder zum Inhalt und
der Vorgehensweise
zu beantworten.
Danach sank die Anspannung fühlbar.
Die Wettbewerbsteilnehmer durften nun in der Kantine der Patenfirma frühstücken,
während die Jury sich zur Analyse der Wettbewerbsbeiträge zurückzog und sie
bewertete.
Unter den Wettbewerbsteilnehmern boten sich nun private Kontakte und in entkrampfter
Atmosphäre ließ man sich auch ihr Projekt erklären.
Es gab anschließend ein Mittagsessen, ebenso spendiert von der Patenfirma.
Ab 13.00 Uhr war die Presse
und interessiertes
Publikum zugelassen. Wir sollten zu Fragen dieses Personenkreises
wieder an unserem Stand zur Verfügung stehen.
Ich konnte mein Projekt nun stressfrei vorstellen und Fragen der Presse, die gelegentlich auch
mal ein Foto schoss, und insbesondere vieler interessierter Jugendlicher beantworten. Es
war ein Kommen und Gehen, wodurch immer wieder ein Neuansetzen erforderlich wurde.
Herr Becker-Andermahr (in der Funktion des Beratungslehrers)
besuchte mich ebenfalls an meinem Stand, sowie auch die Schulleiterin unseres
Gymnasiums, Frau Fitzthum, und der stellvertretende Schulleiter Herr Schreieck.
Diese Phase stellte eine erinnerungswerte Etappe des Weges meiner
Projektentwicklung dar, bei der ich gegenüber fremden, aber interessierten
Menschen erste Präsentationserfahrungen sammeln konnte.
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Um 15.30 Uhr erfolgte die Ehrung der Jugend forscht-
Wettbewerbsteilnehmer. Die Spannungskurve erreichte noch einmal ein
Maximum. Unsere Kategorie Mathematik/ Informatik wurde zuletzt geehrt
...
Es gewann der Mathematik-Wettbewerbsbeitrag mit zwei neuen Beweissätzen
zur Transformation von Dreiecken
vor meinem Informatikbeitrag. Mein zweiter Platz wurde mit 60 Euro
Preisgeld und einem Cosmos-Digitalbaukasten ausgezeichnet.
Danach klang für mich ein erlebnisreicher Tag mit einem von der
Patenfirma bereitgestelltem Büfett aus, das meine Eltern und ich
genossen.
Nachbetrachtend kann ich sagen: Die Wettbewerbsteilnahme hat mir nicht nur Spaß
gemacht, denn sie war von viel Arbeit und hohem Termindruck neben der ohnehin wichtigeren gymnasialen Schularbeit
geprägt. Sie hat mir Erfahrungen bezüglich termingerechtem Projekterarbeiten und Kenntnisse
der Projektdarstellung vermittelt. Auch war es wichtig zu erfahren, dass ein Projekt
ganzheitlich zu Ende gebracht werden muss. Eine schlechte Präsentation kann die gute
schriftliche Vorarbeit erfolglos werden lassen. Man muss bis zuletzt an seinem Projekt
arbeiten bzw. es konzentriert vertreten.
Die Wettbewerbsteilnahme hat mich gestärkt und selbstsicherer gemacht.
Diese Erfahrungen kann ich sicher für mein anvisiertes Elektrotechnik-/Informatik-Studium
nützlich anwenden.
Insofern kann ich jeden dazu auffordern, diese persönlichen Erfahrungen durch eine eigene
Wettbewerbsteilnahme zu sammeln.
Ihr/Euer
Florian Wetzel |